Hunter White. Selten war ein Name so passend – und sorgt im tiefen Afrika auch immer wieder für Lachen und Erstaunen. Denn Hunter ist ein weißer Mann – und sein Hobby ist die Großwildjagd. Ein Tier fehlt ihm noch, um die „Big Five“ vollzumachen.
„Hunter hat sich seit Jahren nicht mehr so gefühlt wie jetzt: Sein ganzer Körper sehnt den Moment herbei, in dem er genau wie Theodore Roosevelt vor über einem Jahrhundert Auge in Auge mit einem der gefährlichsten Tiere der Wildnis stehen wird, sich vollkommen darüber im Klaren, mit einer winzigen Bewegung seines Fingers das Leben des Kolosses beenden zu können, des letzten nahezu prähistorischen Wesens, und in dem Wissen, dass all diese Kraft folglich seinem Willen unterworfen ist. Denn nur er, Hunter, und niemand anderes, steht ganz oben in der Nahrungskette.“
Doch als es soweit ist, kommen ihm Wilderer zuvor; „sein“ Nashorn wurde erlegt, Chance vertan. Da fragt ihn sein Freund und Lodge-Betreiber van Heeren, ob er schon einmal von den „Big Six“ gehört habe…?
Mehr kann ich über die Handlung dieses Buchs nicht erzählen, ohne zuviel vorweg zu nehmen. Man muss sich selbst hineinbegeben in diese Jagd, dieses Afrika, diese verdorbene, realistische Sicht auf die Welt.
Dabei gelingt es Gaea Schröter, den Protagonisten gleichzeitig als das Arschloch darzustellen das er ist – und doch die Ambivalenz herauszuarbeiten, die uns allen innewohnt. Natürlich ist auch Hunter nicht durchwegs „böse“. Es wird deutlich, wie sehr die Jagd seine Leidenschaft, sein Hobby, ist – und warum. Und dass er seinen Reichtum nicht nur nutzt, um sich Lizenzen für die Jagd zu kaufen.
“Heute besitzt er Schluchten auf Kreta, Steppe und Wüste in Kasachstan, einen Regenwaldkorridor in Costa Rica und ein paar Streifen Taiga in Russland. Seine prophetischen Ankäufe haben ihn nicht nur steinreich gemacht, sie machen ihn auch glücklich. Nicht wegen des inzwischen stark gestiegenen Wertes, sondern schlicht und einfach, weil sie jetzt ihm gehören und deshalb unberührt bleiben werden. Denn was ihn antreibt, ist nicht Spekulation, sondern die Erhaltung. Die Welt vor der Zivilisation zu beschützen.“
Das ist paradox. Und es ist der Ton dieses Buchs. So dient die organisierte Großwildjagd, die auf dem Verkauf von Lizenzen beruht, dem Artenschutz. Und hat nichts mit Wilderei zu tun.
„Wenn Ranger Wilderer erschießen, ist das (…) erlaubte Notwehr; wenn Wilderer auf Ranger schießen, ist das Mord.“
Was man in diesem Buch über Menschen lernt im Allgemeinen, und über das Leben afrikanischer Stämme im Besonderen, ist grandios. Ja, dieses Buch ist grausam – doch selten hat sich das Überwinden der Vorbehalte so gelohnt! Unbedingt Lesen!