The Dawn Patrol

Don Winslow

Seiten: 303
Verlag: Vintage Books
Erscheinungsjahr: 2008
ISBN-Nummer: 978-0-307-27891-3

Ein älterer Don Winslow, der mir per Zufall auf dem Mauerpark-Flohmarkt in Berlin unterkam. Ich stehe Don Winslow immer etwas zwiegestalten gegenüber: Die Topics seiner Bücher - oft organisierte Kriminalität, Drogengeschäfte und Brandstiftung - machen mich nicht immer sofort an. Seine Erzählweise ist unmittelbar, direkt, schnörkellos. Das wiederum mag ich.

Auch „The Dawn Patrol“ (Deutscher Titel: „Pacific Private“) ist zunächst eine Geschichte von sechs Surfern, Freunden, die jede freie Minute auf dem Wasser verbringen. Sie haben Spitznamen: Sunny, Dave the Love God, Hang Twelve, Johnny Banzai, High Tide. Sie sind die wahren Beach Boys – ohne dass sie diesem Klischee entsprechen. Fast alle gehen einem geregelten Leben nach, surfen seit ihrer Kindheit und sind eine eingeschworene Clique.

Im Zentrum steht Boone Daniels, Privatdetektiv, seit er die Polizei verlassen hat, aber mit nur wenigen Aufträgen. Gerade genug, um sich über Wasser zu halten. Er bekommt einen Auftrag, gerade als sich eine Riesenwelle der Küste nähert. Petra Hall von einer Versicherungsfirma beauftragt ihn, eine verschwundene Zeugin zu finden. Peanuts, denkt Boone, locker zu schaffen, bevor die Welle kommt.

Während der Suche nach Tammy Roddick erfährt der Leser nicht nur die Geschichten der Clique und ihrer Mitglieder, sondern auch eine Menge Historisches über die kalifornische Küste und ihre Geschichte als Surfer-Paradies.

„lt was the antithesis of mainstream America at the time, and there came into existente little surfing communities – call them ´colonies` or even ´communes` if you have to – up and down Highway 101. And a lot of these surfers were beat, man; they were the West Coast beatniks, Southern California Division, who, instead of hitting the streets of San Francisco – North Beach coffeehouses and poetry readings – took their bongos to the real beach and found their dharma in a wave.“

Das geht zum Teil über mehrere Seiten und mag – siehe oben – erstmal nicht unbedingt interessieren. Aber man lernt etwas, womit man sich nicht zwingend sonst befassen würde, während Boone nach Tammy Roddick sucht. Das dauert – aber nicht bis zum Schluss: Zeitweise war ich verwundert beim Lesen, dass diese „Jagd“ sich dem Ende zu nähern scheint, aber noch soviel Buch übrig ist.

Das ist der Clou: Die eigentlich Geschichte, dann wieder ganz im Don Winslow-Style – beginnt viel später: Dann geht es um Menschenhandel, sexuelle Gewalt und organisierte Kriminalität. Und Boone ist plötzlich mitten drin, ebenso wie die anderen der Dawn Patrol (ein Name, der sich am Ende nicht nur als der einer Surfer-Clique entpuppt) – und Petra Hall.

„She sits down heavily on the bed and puts her head in her hands. Boone understands it. You get a gun pointed at your head, it changes you. It makes you realize how quickly you could not exist anymore. In that second, all you want is your life – desperately, fervently – and you‘d give almost anything for it. And that moment of realization changes you as a person. You‘re never quite the same after you realize you‘d do almost anything to live.“

Ich werde auch beim nächsten Winslow-Buch, das mir „über den Weg läuft“ wieder zögern – und es vermutlich lesen. Denn letztendlich ist es dann eben doch: spannende Unterhaltung.

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