Rückkehr nach Missing

Abraham Verghese

Seiten: 838
Verlag: insel taschenbuch
Erscheinungsjahr: 2011
ISBN-Nummer: 978-3-458-35700-1

Endlich mal wieder: Ein Fünf-Sterne-Buch! Welche Schätze in meinem Regal schlummern, jahrelang, bis ich sie endlich entdecke! Dieses Buch war, wenn ich mich richtig erinnere, ebenfalls ein Tipp meiner lieben Freundin: Suuuuper Buch!, sagte sie. Aber bei 800-Seiten-Schmökern will ich Zeit haben, um darin zu versinken.

Ich weiß gar nicht, wie ich dieses Buch beschreiben soll. Es ist eine Familiengeschichte, ein Drama, ein Arztroman, ein Buch über Äthiopien. Abraham Verghese ist selbst als Kind indischer Eltern in Äthiopien geboren, studierte Medizin und praktizierte in den USA, wo er heute noch lebt. Seine Hauptperson, der Ich-Erzähler Marion, hat die gleichen „Wegmarken“, aber es ist kein autobiografischer Roman, es bleibt eine fiktive Erzählung.

Marion und Shiva Stone werden als eineiige Zwillinge als Söhne eines Arztes und einer Nonne geboren, die bei der Geburt stirbt. Der Vater verlässt seine Kinder noch in der gleichen Nacht. Die Jungen wachsen bei einem Ärztepaar auf, in einem Missionskrankenhaus in Addis Abeba. Es ist auch und vor allem die Geschichte des Zwilling-Seins.

“Wir – die Zwillinge – waren nicht nur wegen unserer Kleidung berühmt, sondern auch, wie wir in halsbrecherischem Tempo herumrannten, aber immer im Gleichschritt, ein vierbeiniges Wesen, das nur eine Möglichkeit kannte, von A nach B zu kommen. Wenn wir gehen mussten, legten wir einen Arm um die Schultern des anderen und gingen im Grunde nicht, sondern trabten – Champions des Dreibeinrennen, bevor wir überhaupt wussten, dass es so etwas gab. Zum Sitzen teilten wir uns einen Stuhl, weil wir keinen Sinn darin sahen, zwei zu beanspruchen.“

Dritte im Bunde ist Genet, die nur wenige Jahre nach der dramatischen Geburt der Zwillinge zur Welt kommt und mit ihnen aufwächst. „Jede unserer Handlungen war durch die Handlungen der anderen bedingt gewesen“, heißt es an einer Stelle im Buch, und das beschreibt das Buch selbst sehr gut. Die Leben und Schicksale sind miteinander verwoben.

Die Zwillinge bleiben nicht so eng, wie es scheint, und auch Genet wird ihren Weg gehen. Doch die Trennung der drei ist brutal und konsequent: Es gab einen Verrat.

“Ich hatte mich an alle Regeln gehalten und immer versucht, das Richtige zu tun, während er sich über alle Regeln hinwegsetzte – und da waren wir nun. Konnte ein gerechter Gott sowas zulassen?“

Man kann dieses Buch nicht beschreiben, ohne zu spoilern. Die Buchbeschreibung des Verlags schafft das zwar ganz gut, lädt aber nicht zum Lesen ein – es klingt so kitschig und erwartbar, was da steht.

Drum lasse ich es bleiben mit der näheren Beschreibung und verweise noch einmal auf die Bewertung: Es hat von mir Fünf-Sterne bekommen. Die Botschaft lautet: Lesen!

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