Gebrauchsanweisung für Neuseeland

Joscha Remus

Seiten: 219
Verlag: Piper
Erscheinungsjahr: 2012
ISBN-Nummer: 978-3-492-27620-7

Selten lese ich ein Buch zwei Mal. Aber ich reise auch selten drei Mal an den selben, weit entfernten Ort. Da schadet es nicht, die „Gebrauchsanweisung für Neuseeland“ nochmal zur Hand zu nehmen und die Erinnerungen aufzufrischen.

Die „Gebrauchanweisung für…“-Serie ist immer wieder einen Blick wert. Ich habe etliche Länder und Städte daheim und kann sie als Reisevorbereitung nur empfehlen. Mit dem Band über Neuseeland liefert Joscha Remus eine gelungene Einführung in die Traditionen, Gewohnheiten und Macken meines All-time-Lieblingslandes.

Und so schreibt auch der Autor gleich zu Beginn:

“Ich selbst brauche immer wieder den Abstand zu Neuseeland. Nicht etwa, weil dieses Land mich mit seiner Schönheit erschlagen würde, sondern weil ich mir die Sehnsucht erhalten und mir mein Schwärmen bewahren möchte.“

Bei Neuseeland fallen vielen Menschen zuerst die Kiwis ein, Schafe und vielleicht noch Erdbeben. Neuseeland ist aber so viel mehr, es ist ein Land mit unvergleichlicher, weil einzigartiger Tier- und Pflanzenwelt, mit unfassbar freundlichen und zugewandten Menschen und mit einer nicht sehr alten, aber dennoch interessanten Geschichte.

Remus erzählt unter anderem von den „schrägen Vögeln“ Neuseelands, im tatsächlichen und im übertragenen Sinne, er beleuchtet die Zeit der ersten Siedler, geht auf den Nationalsport schlechthin, den Rugby, ein und hängt noch je ein Kapitel über die Kulinarik des Landes und die Film- und Literaturwelt an. Und bei all dem kommen einem die Menschen durch das Lesen immer näher.

“Ich sehe, wie ein Fensterputzer an der Oriental Bay in Wellington hoch oben vor den Hotelfensterscheiben an seinem Seil auf und ab schwingt, einige Luftgirlanden dreht, dann mit seinen nassen Schwämmen jongliert und abschließend eine gewagte Schraube dreht (…). Die Passanten unten auf der Straße bleiben stehen und applaudieren nach oben, bis jemand vom Hotelpersonal aus der Lobby nach draußen kommt, um nachzuschauen, was dort los ist. Ich erwarte eine Schimpfkanonade, denn die gewagten Purzelbäume gehen ja schließlich auf Kosten der Arbeitszeit und Effizienz. Ist der Mann überhaupt versichert? Wenn ihm während der Arbeitszeit etwas passiert, wer kommt dafür auf? Doch ich denke zu deutsch. Der Angestellte stellt sich zu den Zuschauern, strahlt und klatscht in die Hände. Ganz entspannt im Hier und Jetzt.“

In diesem Absatz sind zwei ganz wesentliche Aspekte enthalten, die Neuseeland wahnsinnig gut beschreiben: Man sollte dort aufhören, „deutsch zu denken“. Man sollte möglichst wenig Pläne machen, und sich auf das „Hier und Jetzt“ einlassen. Dass Remus dies so schildert, macht deutlich, wie sehr er das Land verstanden hat.

Eine empfehlenswerte Lektüre, auch ohne Reisepläne. Es schadet ja nicht, sich auch einfach so mal über andere Länder und Sitten zu informieren. 🙂

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