Aufgetaut

David Safier

Seiten: 331
Verlag: rororo
Erscheinungsjahr: 2020
ISBN-Nummer: 978-3-499-27095-6

David Safier ist einfach immer nette Unterhaltung. Ich hab nicht alles von ihm gelesen, aber einiges - und muss sagen: Er hat zwar seinen eigenen, sich wiederholenden Stil (Tiere oder Menschen aus der Vergangenheit in der Jetzt-Zeit) - er lässt sich aber doch immer wieder etwas neues einfallen: Mal ist es Jesus, Mal Shakespeare, dieses Mal eine Steinzeitfrau.

Urga hat gerade ihrem Angebeteten Org ihre Liebe gestanden, als sie erfährt, dass ausgerechnet er der Vater ihrer Nichte ist, der Geliebte ihrer Schwester Arga. Sie ist untröstlich und beschließt, ihren Stamm zu verlassen und woanders ihr Glück zu suchen. Dabei stößt sie auf ein verlassenes Mini-Mammut (die gab es wirklich!) und will sich und das Tier trösten. Doof nur, dass genau in dem Moment ein Eissturm über sie hinwegzieht – und sie einfriert.

Da staunt die Mannschaft eines Kreuzfahrtschiffs nicht schlecht, als plötzlich der Eisblock mit Steinzeitfrau und Mini-Mammut auf sie zutreibt. Urga wird aufgetaut und sucht ihr Glück nun einfach in der Gegenwart weiter. Was allerdings gar nicht so einfach ist.

“Urga fand sich weit oben auf einem sehr hohen, unnatürlichen Grund wieder. Kein Hügel, so viel war klar, denn sie stand nicht auf Gras, sondern auf einer Art Metall. Und der Grund bewegte sich! Das war aber noch nicht mal das Erstaunlichste, denn wohin Urga auch blickte, war sie von Wasser umgeben. Sie war noch weiter entfernt von zu Hause als sie bisher gedacht hatte.“

Entdeckt hatte den Eisblock Felix, der nach der Scheidung mit seiner Tochter Maya die Kreuzfahrt macht, um wieder mehr Zeit mir ihr zu verbringen. Gemeinsam mit dem Kapitän des Schiffs, Lovskar, und der Chefin eines Unternehmens, das daran forschte, Menschen einzufrieren, um sie in einer fernen Zukunft wieder zum Leben zu erwecken, helfen sie Urga und dem Mini-Mammut bei der Suche nach dem Glück. Und finden dabei auch Hinweise, wie sie selbst glücklicher werden können. Denn Felix arbeitet in Gedanken daran, eine Glücks-App zu entwickeln. Die Leitsätze, die er im Laufe des Buchs sammelt, sind gar nicht mal so schlecht.

Erinnere Dich an glückliche Momente in Deinem Leben. Sogleich machte er die Probe aufs Exempel und dachte an andere glückliche Augenblicke, die er erlebt hatte: Wie er das erste Mal Maya als kleines Baby in den Händen hielt. (…) Wie seine Oma Nele ihm, wenn er auf ihrem Bauernhof übernachtete, Milch und Schokokussbrötchen (die bei ihr einen allerdings weniger politisch korrekten Namen hatten) zum Frühstück servierte. Und bei jeder Erinnerung verspürte er Glück. Jedes Mal ein wenig anders, denn das Glück, ein  geliebtes Kind in den Armen zu halten, ist halt ein anderes Glück als jenes, ein geliebtes Kind zu sein. Aber allen Erinnerungen war gemein, dass sie Felix‘ Herz wärmten.“

“Aufgetaut“ ist ein nettes Buch für Zwischendurch: Anspruchslos, unterhaltsam, charmant. Kann man – wie alle Safier-Bücher – empfehlen.

 

Ausgewählte Bücher:

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22 Bahnen


Caroline Wahl
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Moby-Dick


Herman Melville
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Menschenwerk


Han Kang