Der Gourmet

Lu Wenfu

Seiten: 180
Verlag: Diogenes
Erscheinungsjahr: 1995
ISBN-Nummer: 3-257-22785-x

Zuletzt war ich auf dem „China-Trip“. Bücher aus und über China  haben es mir angetan, auch, um Neues über das Land zu erfahren und zu lernen. Mit diesem Buch ist meine „China-Phase“ vorerst beendet. Es ist eine nette Geschichte über Restaurants im Kommunismus, aber sie ist unkritisch und eindimensional.

Zhu Ziye und Gao Xiaoting sind grundverschieden. Der eine wohlhabend, unpolitisch und ganz und gar Genussmensch, der andere Teil der Arbeiterklasse, dem Streben des Kommunismus verhaftet, dem gutes Essen ein Graus ist. Ausgerechnet er wird Leiter eines Restaurants. Im Zuge der Gleichschaltung macht er aus einem angesehene Spezialitätenlokal eine Ess-Halle; sehr zum Leidwesen Zhu Ziyes.

“Zhu, der große Feinschmecker, der noch eine tausendstel Geschmacksnuance herausschmeckte, schüttelte bei jedem Gericht stirnrunzelnd den Kopf und beschwerte sich beim Personal. (…) Sein Geld half ihm nicht weiter, denn Trinkgelder anzunehmen war untersagt, und der Umsatz des Restaurants hatte nichts mit der Höhe der Löhne der Angestellten zu tun. (…) Ach, was mußte Zhu Ziye leiden! Jede Mahlzeit war eine Zumutung für den Magen, eine regelrechte Tortur.“

Später, als sich die politischen Gegebenheiten wieder ändern, darf auch das gute Essen wieder Einzug halten. Gao Xiaoting, Gegner von Völlerei und Genuss, wird von einem Freund „aufgeklärt“.

“Ich möchte Deine Aufmerksamkeit auf ein seltsames physiologisches Phänomen lenken: Merkwürdigerweise ist der Geschmack des Proletariats genau wie der der Bourgeoisie! Die Kapitalisten essen lieber sautierte Krabben als geschnetzeltes Schweinefleisch mit Weißkohl, und wenn die Proletarier einmal Krabben gekostet haben, geht es ihnen genauso. Sobald sie das nötige Kleingeld haben, werden sie also sautierte Krabben bestellen, was aber kriegen sie bei dir? Geschnetzeltes Schweinefleisch mit Weißkohl. Ich wundere mich überhaupt, daß sie nicht längst mit dem Hammer hinter dir her sind!“

Chinesische Erkenntnisse. Die Geschichte ist langatmig; manchmal ist die Kürze des Buchs der einzige Antrieb, weiterzulesen. Verzichtbar.

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