Dann sei wenigstens vorsichtig

Ross Thomas

Seiten: 286
Verlag: Alexander Verlag Berlin
Erscheinungsjahr: 1973
ISBN-Nummer: 978-3-89581-476-1

Ein Buch wie ein Schwarz-weiß-Film. Ein Kriminalfall, wie aus Zeiten von Alfred Hitchcock und Agatha Christie. Nur, dass es irgendwie kein klassischer Kriminalfall ist.

Der Protagonist ist kein Ermittler und kein Detektiv. Er ist Historiker, der im Auftrag eines Journalisten, oder besser: eines im ganzen Land berühmten und gefürchteten Kolumnisten, versucht, die Hintergründe eines merkwürdigen Falls zu erfahren.

“Ich bin nicht besonders attraktiv. Ich bin knapp über eins achtzig und muss dreiundsiebzig Kilo wiegen, weil jedes zusätzliche Gramm in meinen Bauch wandert, und meine Haltung ist komisch, weil ich ein bißchen Schlagweite nach Backbord habe, aber nicht viel, und Sarah hat mir mal gesagt, ich hätte das Gesicht eines unfreundlichen Spaniels. Eines klugen, unfreundlichen Spaniels, hatte sie hinzugefügt.“

Es ist die Zeit, in der es noch Münzfernsprecher und Anstand gab, in der ein Kolumnist „gefürchtet“ sein konnte und die plötzliche Trennung eines Politikers vermeintlich wegen einer jüngeren Frau als mindestens merkwürdig eingestuft wird. Warum hat der Senator Robert Ames tatsächlich seine steinreiche Frau verlassen, eine merkwürdige Rede gehalten und sich anschließend aus der Politik zurückgezogen?  Das soll Decatur Lucas herausfinden.

Zu Beginn des Buchs gibt es noch keine Leichen, doch die lassen nicht lange auf sich warten. Es geschehen Morde, die dem Historiker zeigen, dass er auf dem richtigen Weg ist.

Es ist erfrischend und wohltuend, dass Decator Lucas keine krummen Spielchen spielt. Er erfüllt seinen Auftrag, recherchiert, stellt kluge Fragen auf interessante Weise, arbeitet mit der Polizei zusammen (wo gibt‘s denn sowas??), hat aber auch keine Skrupel, etwa als er einer Dame in einer Entzugsklinik Alkohol mitbringt, um Informationen aus ihr herauszubekommen. Und er bleibt auch in brenzligen Situationen cool, ohne übertriebene Heldentaten an den Tag zu legen.

„´War das eine Waffe, die Sie mir ins Ohr gesteckt haben?`sagte ich.

´Es war eine Waffe.`

Ich streckte langsam die Hand aus und verstellte den Rückspiegel.

´Wolln Sie sehen, wie ich aussehe, hmh?`

´Das ist Sinn der Sache`, sagte ich.

´Schau gut hin, Kleiner`, sagte sie. Das tat ich. (…)

´Nicht allzu hübsch, hmh?`sagte sie.

´Soll ich Sie anlügen?`“

Die Geschichte lief beim Lesen tatsächlich in Schwarzweiß in meinem Kopf hab – das hab ich noch bei keinem Buch erlebt. Die Auflösung des Falls ist logisch – und nicht vorhersehbar! Das Ende birgt tatsächlich einige Überraschungen. Lesenswert!

Ausgewählte Bücher:

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Einsame Nacht


Charlotte Link
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Atlas eines ängstlichen Mannes


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Der Herr der Ringe


John R.R. Tolkien