Becoming

Michelle Obama

Seiten: 421
Verlag: Crown
Erscheinungsjahr: 2018
ISBN-Nummer: 978-1-5247-6313-8

Ich war sehr skeptisch: Das Buch einer Politiker-Gattin, nach dem Ende der Amtszeít ihres Gatten verfasst - ist das nicht eine schöngefärbte Bilanz? Ja, ist es auch. Vor allem aber ist „Becoming“ ein Buch, das Einblicke gibt, das Mut machen soll und das deutlich macht: Auch der US-Präsident und seine Familie sind nur Menschen.

Michelle Obama erzählt ihr Leben, vom Aufwachsen im Süden Chicagos, einem Stadtteil, den immer mehr Weiße verlassen, der später als Ghetto gelten wird. Die Eltern sind aufopfernd für Michelle und ihren Bruder da, fördern ihr Potential und setzen so den Grundstein dafür, dass beide in Harvard studieren können. Mehr als die Hälfte des Buchs handelt von ihrem Leben als Anwältin, als schwarze Frau in den USA, als Ehefrau, als Mutter. In ihrem ersten Job lernt Michelle Barack Obama kennen, sie ist seine Mentorin in der Kanzlei; es dauert, bis sie sich näher kommen.

Es ist schön, Michelle Obama kennenzulernen. Sie ist open -minded, sozial, fürsorglich. Sie ist nicht einfach die Frau an Baracks Seite; ihr Leben im Weißen Haus gestaltet sie mit eigenen Schwerpunkten, gründet Initiativen für die bessere Ernährung von Kindern, für die Re-Integration von Soldaten und ihren Familien nach dem Einsatz im Ausland, für bessere Bildung von Mädchen. Dabei ist sie stets bedacht darauf, ihre eigenen Kinder aus der Öffentlichkeit herauszuhalten, sie ein möglichst normales Leben leben zu lassen, mit Halloween-Partys, Shopping-Touren und ersten Dates.

Das Buch lebt von den privaten Einblicken: Die Krankheit des Vaters, die Unzufriedenheit im ersten Job, die Bemühungen, schwanger zu werden, das Zusammenwachsen als Familie.

„Like any newish couple, we were learning how to fight. We didn‘t fight often, and when we did, it was typically over petty things (…). But we did fight. And for better or worse, I tend to yell when I‘m angry. When something sets me off, the feeling can be intensely physical, a kind of fireball running up my spine and exploding with such force that I sometimes later don‘t remember what I said in the moment. Barack, meanwhile, tends to remain cool and rational, his words coming in an eloquent (and therefore irritating) cascade. It‘s taken us time – years – to understand that this is just how each of us is built (…). When we fight now, it‘s far less dramatic often more efficient, and always with our love for each other, no matter how strained, still in sight.“

Erst im letzten Drittel geht es um das Leben als Präsidentengattin – sie, die sich als unpolitisch bezeichnet, stellt alles hinten an, um dem Land zu dienen, auf ihre Weise.

Natürlich sind die Obamas eine perfekte Familie, es gibt kaum Streit, die vielen Trennungszeiten hinterlassen keine Spuren, die Politik zehrt nur im Hintergrund. Barack Obama macht in seinen Jahren als Politiker keine Fehler – er ist ein wunderbarer Vater, smart, loyal, einfühlsam, beherzt. Dieses Perfekte kann nerven. Aber es ist nicht dominant. Was heraussticht ist das Mensch-sein, trotz aller ungewöhnlicher Situationen – zutiefst sympathisch und nahbar.

„For me, becoming isn‘t about arriving somewhere or achieving a certain aim. I See it instead of as forward motion, a means of evolving, a way to reach continuously toward a better self. The journey doesn‘t end.“

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