Grube und Pendel

Edgar Allan Poe

Seiten: 277
Verlag: insel taschenbuch
Erscheinungsjahr: 1979
ISBN-Nummer: 978-3-32062-8

1997 - vor 26 Jahren - habe ich dieses Buch das erste Mal gelesen. Ich mag keine Kurzgeschichten. Die von Edgar Allan Poe habe ich aber stets in guter Erinnerung behalten - sofern man das über die düsteren Erzählungen Poes sagen kann.

„Grube und Pendel“ – die Geschichte – hatte ich als Highlight im Kopf, dabei haben mir manche dieses Mal fast besser gefallen. „Der Doppelmord in der Rue Morgue“ etwa, was ja ebenfalls ein Klassiker ist, oder „Der Mann in der Menge“. Poes Schilderung, wie der Protagonist eine Straßenszene beobachtet, ist einfach großartig:

“Die Klasse der Angestellten war nicht zu verkennen, und hier unterschied ich zwei bemerkenswerte Gruppen. Da gab es zunächst die jüngeren Angestellten der im Augenblick florierenden Unternehmen – junge Herren in knapp sitzenden Anzügen, mit glänzenden Schuhen, geölte, Haar und hochmütig geschützten Lippen. Abgesehen von einer gewissen Gewandtheit im Auftreten, die in Ermangelung eines besseren Ausdrucks als `Tintenkuli-Allüren´ zu bezeichnen wäre, schien mir ihr Gebaren ein genauer Abklatsch dessen zu sein, was vor zwölf oder achtzehn Monaten der `letzte Schrei´ gewesen war. (í

Die Gruppe der höheren Angestellten gediegener Firmen – die `biederen alten Knaben´ – war nicht zu verwechseln. Man konnte sie an ihren bequem gearbeiteten schwarzen oder braunen Röcken und Beinkleidern, soliden Schuhen und dicken Gamaschen erkennen. Sie hatten mehr oder weniger kahle Köpfe, von denen die Ohren infolge der komischen Gewohnheit, den Federhalter dort einzuklemmen, ein wenig abstanden.“

Poes Geschichten sind, wie erwähnt, düster. Es geht oft um den Tod, den eigenen oder den einer geliebten Person. Oder auch – in Grube und Pendel – dem Entrinnen des Todes bzw. dem vom-Tod-bedroht-sein. Aber es sind auch heiter anmutende Erzählungen in diesem Band enthalten, wie „Die Brille“: Der eitle Protagonist verfällt der Liebe auf den ersten Blick – was angesichts seiner enormen Sehschwäche fatale Folgen hat.

Poe selbst starb mit nur 40 Jahren; die Todesursache ist unbekannt. Er hatte ein bewegtes Leben, in dem er auch Verleumdungen ausgesetzt war. Eine Folge seiner „spitzen Zunge“ in seinen Literaturkritiken; damit machte er sich Feinde in der Autoren- und Verlegerschaft.

Ich habe seine Kurzgeschichten wieder gern gelesen – und schließe nicht aus, dass ich das in 26 Jahren wieder tun werde, im Jahr 2049.

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