Eiszeit! Warum Eishockey der geilste Sport der Welt ist

Rick Goldmann

Seiten: 239
Verlag: Edel Books
Erscheinungsjahr: 2019
ISBN-Nummer: 978-3-8419-0674-8

Zugegeben: Der Untertitel ist überflüssig. Niemand wird dieses Buch lesen, für den Eishockey nicht schon längst der geilste Sport der Welt ist. Und wenige, die es wissen, werden sich von diesem Buch Neues erwarten. Entsprechend lang hab ich gezögert, es zu kaufen. Und wurde positiv überrascht.

Rick Goldmann hat sein ganzes Leben nichts anderes gemacht als Eishockey. Mit vier Jahren stand er schon auf dem Eis. Sein Ziel: Rekordnationalspieler werden. Das hat nicht geklappt, aber er lief 128 Mal für Deutschland auf. Spielte in der DEL und in Nordamerika. Und ist seit einigen Jahren der Eishockey-Experte im deutschen Fernsehen.

An der Seite von Kommentator Basti Schwele hat Goldmann wahrscheinlich wie kaum ein anderer dazu beigetragen, Eishockey den Menschen näher zu bringen. Auch das beschreibt er in seinem Buch „Eiszeit“, aber erst als letzte Station.

Goldmann erzählt im Prinzip sein Eishockey-Leben, aber eben nicht nur das. Der erste Eindruck nach wenigen Seiten, es könnten 240 Seiten „Me, myself and I“ folgen, bestätigt sich zum Glück nicht. Klar geht es viel um Goldmann selbst – aber wie sonst soll er über die Nachwuchsförderung, die Nationalmannschaft oder die NHL schreiben, wenn nicht anhand eigener Erfahrungen? Dadurch werden die Berichte authentisch. Da erzählt einer, der es selbst erlebt hat.

“Eishockey ist ein Spiel, das man sehr früh spürt. Es berührt dich tief, weckt deinen Spieltrieb, wenn du ein Kind bist. Was auf dem Eis passiert, das alleine ist schon faszinierend. Dazu ist es eine Mannschaftssportart, du bist nie allein. Wie in der Schulklasse – nur dass alle cooler sind und das gleiche Hobby haben. (…) Eishockey ist ein Virus, der in dir drin ist.“

Und das gilt nicht nur für Spieler, auch für Fans. Natürlich hat man ein wenig Ahnung vom Eishockey, wenn man dieses Buch liest. Und so ist es klug von Goldmann, den Leser, die Leserin nicht mit Regeln zu langweilen. „Eiszeit“ ist kein Buch, um Eishockey-Theorie zu lernen. Es ist ein Buch, das einen hinter die Kulissen dieses Sports führt, etwa im Kapitel „Leben im Bus – Wenn Teams reisen“.

“Schläft man in dieser Heimfahrtzeit on the road? Ja. Aber es ist nicht einfach, auch wenn man für sich vier Plätze, also eine komplette Reihe, zur Verfügung hat. Seine 1,92 Meter – und Eishockeyspieler sind ja eher groß und breit gebaut – muss man irgendwie unterbringen. Ich habe Mitspieler erlebt, die sich beim Schreiner Bretter haben anfertigen lassen, die sie über den Gang legen konnten. Manche haben Kissen oder kleine Matratzen dabei, manches schlafen auf dem Boden im Gang oder unter den Sitzen.“

Zwischen den Kapiteln gibt es kurze Interviews mit Akteuren des Eishockeys, passend zum jeweiligen Abschnitt. Das Buch ist von 2019; es könnte in manchen Aspekten eine Aktualisierung brauchen. Das meiste ist aber von Dauer und allgemeingültig. Und manches ist offensichtlich, man hat sich aber nie Gedanken darüber gemacht.

“Man muss die Strafzeiten bei einem Spieler über den gesamten Karrierewege verfolgen, dann kann man sehen: Ist er der Typ, der mehr über den Kampf und die Härte kommt, der keine Angst hat? Ist die Zahl ungerade weiß man auch, dass er fighten kann, weil er eine große Strafe über fünf Minuten bekommen hat. In Nordamerika waren sehr viele Spieler darauf bedacht, dass die Hauptrunde mit einer ungeraden Zahl zu Ende geht, damit sie einem interessierten Klub zeigen konnten, dass sie sich für ihn auch schlagen würden. Bei manchen war es so, dass sie sich nur einmal in der Saison auf einen Faustkampf einließen, dann aber gegen Ende, um die ungerade Zahl zu erhalten.“

„Eiszeit“ ist für Eishockey-Interessierte ein kurzweiliges Buch. Vielleicht ist für eingefleischte Ewigkeits-Fans zu viel Offensichtliches, wenig Neues dabei, das kann sein. Ich fand gerade die Blicke hinter die Kulissen spannend und habe zumindest einen besseren Eindruck davon, wie nicht nur der Sport, sondern auch das Geschäft Eishockey funktioniert. Und einen halben Stern gebe ich sicher nur deshalb, weil Goldmann dieses Buch geschrieben hat über meinen Lieblingssport, den geilsten Sport der Welt!

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