Dr. Jekyll und Mr. Hyde

Robert Louis Stevenson

Seiten: 92
Verlag: Fischer Taschenbuch
ISBN-Nummer: 978-3-596-90290-3

Ein Klassiker! Die Redewendung, jemand wird „von Dr. Jekyll zu Mr. Hyde“ ist weit verbreitet - und nimmt die Handlung des Buchs vorweg. Erzählt wird die Geschichte der beiden Persönlichkeiten (oder sollte man sagen: der einen Persönlichkeit?) aus der Perspektive des befreundeten Anwalts Utterson, der sich um seinen Freund Jekyll sorgt.

Ein Mord geschieht, der Täter, ein Mr. Hyde, kann flüchten. Er wird nicht gefasst. Das Geschehen führt dazu, dass Dr. Jekyll sich seinen „Freundes“ Hyde entsagt – er „enterbt“ ihn und widmet sich den angenehmen Dingen des Lebens, ist wohltätig und zuversichtlich.

Bis er sich eines Tages aus dem öffentlichen Leben zurückzieht und von seinen Freunden abwendet. Er wird nicht mehr gesehen und sein Bediensteter bittet Utterson um Hilfe. Ein Mord sei geschehen, dieser Mr. Hyde müsse den Doktor auf dem Gewissen haben. Womit er nicht unrecht hat.

Dr. Jekyll übernimmt in einer Art „Beichte“ in der zweiten Hälfte des Buchs die Erzählperspektive und klärt seinen Freund über das Ungeheuerliche auf. Er schreibt von der „Dualität des Menschen“ und „den zwei Naturen“ – und dem „Gedanken einer Trennung dieser Elemente“.

“Wenn jedes, sagte ich mir, nur in gesonderten Identitäten untergebracht werden könnte, dann wäre das Leben von allem, was es Unerträgliches an sich hat, befreit; der Ungerechte könnte seinen Weg gehen und wäre von den Ansprüchen und Gewissensbissen seines aufrechteren Zwillings entlastet; und der Gerechte könnte charakterfest und sicher auf seine aufsteigenden Pfad wandeln, die guten Werke tun, an denen er seine Freude hat, und wäre der Schande und Reue nicht länger ausgesetzt, die ihm dieses ihm äußerliche Böse einträgt.“

Doch so einfach lassen sich Gut und Böse nicht trennen – Jekyll muss dies auf leidvolle Art erfahren.

“Meine beiden Naturen verfügten über ein gemeinsames Gedächtnis, alle anderen Vermögen waren jedoch höchst ungleich zwischen ihnen aufgeteilt. Jekyll, der ein Mischwesen war, versetzte sich mal mit den empfindlichsten Befürchtungen und mal mit gierigem Genuss in die Freuden und Abenteuer Hydes und nahm an ihnen teil; Hyde aber interessierte sich nicht für Jekyll oder dachte allenfalls an ihn, wie der Bergräuber an die Höhle denkt, in der er sich vor seinen Verfolgern versteckt. Jekyll hatte mehr als eines Vaters Interesse, Hyde mehr als eines Sohnes Gleichgültigkeit.“

Im Anhang erfährt der Leser, die Erzählung erschien 1866 in einer preisgünstigen Ausgabe als sogenannter Shilling Shocker und war ein Erfolg. Die düstere Atmosphäre des Buchs muss hervorragend in die Zeit des 19. Jahrhunderts gepasst haben, als „Jack the Ripper“ in London sein Unwesen trieb.  Ein sehr lesenswertes Büchlein, das nicht nur gut unterhält, sondern endlich auch den Hintergrund der Redewendung veranschaulicht!

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