Es geht eben nicht, wie die Titel suggerieren, um das luxuriöse Leben der New Yorker High Society, um Wirtschaftskriminalität oder Korruption. Es geht um ganz alltägliche Ermittlungsarbeit in Manhattan. Matty Clark ist Detectiv im achten Revier, er ist derjenige, der mit seinen Kollegen jeden Tag gegen Straßenraub, Mord und Totschlag kämpft, der bei festgefahrenen Ermittlungen verzweifelt und nicht nur gegen die Täter, sondern auch gegen den Widerstand seiner Vorgesetzten kämpft.
“Eine bilderbuchmäßige Festnahme, perfekt durchgespielt vom Verbrechen bis zu den Handschellen. So musste es laufen in seinem Beruf. So hatte es vorsichzugehen. Matty wünschte, als er den stillen, fügsamen Spook auf die Rückbank seines Wagens drückte, er hätte den Namen Marcus nie auch nur gesehen; Ike, Billy, Minette, alle miteinander. Und stellte sich vor, was für ein Zuckerschlecken sein Leben wäre, wenn dieser verfluchte Junge sich bloß drei Blocks weiter südlich im Fünften hätte umlegen lassen.“
Bei einem Straßenraub erschießt der Teenager Tristan den Weißen Ike Marcus; verdächtigt wird aber zunächst das Mit-Opfer des Überfalls, Eric Cash. Der wird von Matty und seiner Kollegin Yolanda in die Mangel genommen, ohne Ergebnis. Doch Cash zerbricht daran beinahe. Und verweigert fortan jegliche Mithilfe als Zeuge.
“Unterm Strich wusste er eigentlich selbst nicht so genau, wieso er nicht jedenfalls so tat, als würde er helfen, und sei es nur, um sie alle loszuwerden … Was er wusste war Folgendes: Der Typ war tot, und es würde ihn weder zurückbringen noch ihm Gerechtigkeit widerfahren lassen, wenn Eric niemanden gesehen und nichts gehört hatte. Und Folgendes wusste er: Nachdem die Schützen ihn in jener Nacht entzweigebrochen hatten, hatten ihm diese Arschlöcher im Vernehmungsraum den Rest gegeben, das letzte Fitzelchen Unschuld, Inspiration oder Optimismus, das nach all diesen Jahren noch an ihm geklebt hatte, abgepult, den letzten Rest der Hoffnung und Illusion welch amorpher Sehnsucht auch immer, zu glänzen, jemand zu sein, aus ihm herausgezogen. Er hatte ohnehin schon schwer auf der Kippe gestanden, und jetzt, jetzt sagte er einfach Nein.“
Dieses Buch ist kein Krimi. Der Leser kennt den Täter, er kennt die Angehörigen des Opfers und weiß, wie die Beschuldigten leben. Einer von ihnen ist Eric Cash – weshalb der deutsche Titel dieses Buchs tatsächlich besser passt als der englische. Cash ist kein sympathischer Mensch, aber er ist ein verzweifelter. Zu was falsche Anschuldugungen und harte Ermittlungsarbeit bei einem egozentrischen Menschen mit fehlendem Selbstbewusstsein führen können, schildert Richard Price eindrücklich. Gleiches gilt für die Darstellung des Vaters des Opfers – der sein Schicksal nicht annehmen will und zwischen ermitteln-wollen und Ungläubigkeit geradezu erlischt.
Price liefert mit „Cash“ ein Portrait Manhattans: von den Schwarzen und den Weißen, von Polizeiarbeit und dem ganz normalen Leben, von Hilfsjobs und Elternproblemen, von zerbrochenen Beziehungen und unpersönlichem Sex. Alles ist miteinander verwoben, wie es ja auch im richtigen Leben ist. Ein Buch ohne Schnörkel, erzählt in einer direkten, authentischen Sprache. Lesenswert.