Grischa ist gerade mit der Ausbildung fertig und landet bei der Staatlichen Plankommission, in der Abteilung für Außenhandel. Dumm nur, dass die DDR kaum Außenhandel betreibt – und erst recht nicht mit dem Bruderstaat Afghanistan. Was gäbe es da schon, das man in die DDR importierten wollte?
Grischa aber ist voller Elan – und Ideen. DAS Produkt Afghanistans ist Opium, bzw. Marihuana. Und warum nicht einen Versuch starten? Im Westen scheint dieses Marihuana beliebt zu sein. Man könnte Devisen ins Land holen, indem man sich eine rechtliche Grauzone zu eigen macht. Die Oberen stimmen zu. Testweise wird also ein deutsch-afghanischer Freundschaftladen direkt hinter der Grenze eingerichtet. Und Grischas Idee wird zum Erfolg.
„`Der Grenzübergang´, ergänzte Oberleutnant Siebert, `wird nach Auskunft der dortigen Genossen kaum noch zum Grenzübertritt genutzt. Besonders in den Vormittagsstunden sind dort wochentags nur Kunden für den Deutsch-Afghanischen Freundschaftsladen.´ `Verdammt´, sagte Burg beeindruckt. `Aber wir machen doch ordentlich Geld, oder?´ `Einen Koffer pro Tag´, sagte Dr. Frühling sachlich, `plus die Einnahmen vom Mindestumtausch, die auch in die tausende gehen.´ `Das heißt, eigentlich müssten wir bei den afghanischen Genossen nachbestellen?´ `Ja´, sagte die Biologin. (…) `Aber wann, denkt ihr, wird Ruhe sein? An welchem Punkt wird der Bedarf dort drüben gestillt sein?´ `Ich glaube langsam, dass wir diesen Punkt nie erreichen können´, sagte Grischa.“
Der Erfolg ist bahnbrechend. Das zum Verkauf stehende Tageskontingent ist schon am Vormittag verkauft, die Staatsführung überlegt, Freundschaftsläden auch an anderen Grenzübergängen zu eröffnen. Zu schön ist es, dass junge Menschen zu Hauf in die DDR strömen – und die Regierung Westdeutschlands gezwungen ist, Sicherheitskräfte an der nicht-anerkannten innerdeutschen Grenze zu postieren. Allerdings: Kein Erfolg ohne Probleme.
“`Heute Abend wurde am Denkmal Der Bauarbeiter in der Karl-Liebknecht-Straße in 1020 Berlin eine Gruppe Studenten angetroffen (…). Sie machten das Denkmal lächerlich und verhielten sich überhaupt auffällig, sodass es zu einer Zuführung der Gruppe in die VP-Inspektion Mitte kam. Bei ihrer Verhaftung lachten sie unkontrolliert, schienen gänzlich unbeeindruckt und fragten die Wachhabenden vor allem nach Süßwaren.´“
Im Lesekreis wurde das Buch relativ einhellig als „belanglos“, „fleischlos“ und „konstruiert“ bewertet und bekam eine Durchschnittsbewertung von 3,3 Punkten. Dabei fanden es einige auch „amüsant“ und immerhin waren wir uns einig, dass es „nicht weh getan“ hat – und es sich wenigstens rasch runterlesen lässt.
Ich fand den Humor erwartbar – als Film würde es besser funktionieren. Anspruchslose Lektüre, vielleicht für den Strand. Von Jakob Hein werde ich allerdings kein Buch mehr lesen.