Meyerhoff erzählt von den Insassen, mit einigen davon ihn so etwas wie eine Freundschaft verbindet. Fast liebevoll und voller Respekt schildert er ihre Eigenheiten, das nächtliche Schreien der Patienten ist für ihn die beruhigende Einschlafkulisse.
Die Familie hat ein inniges Verhältnis zueinander. Die Risse in der Ehe der Eltern treten erst nach und nach hervor, werden dem Jungen erst mit dem Heranwachsen bewusst. Der Vater ist für den Autor eine der zentralen Figuren.
“Ich liebte es, am Strand nach Donnerkeilen und rund gespülten Glasscherben zu suchen. Ich wollte nie gehen. ´Bitte, bitte`, bettelte ich ihn an, noch einen Bauchnabel voll. Wenn er einwilligte, holte ich vom Meer mit meinen zu einer tröpfelnden Schale geformten Händen Wasser und füllte seinen tief liegenden Nabel damit voll. Ich durfte dann noch so lange bleiben, bis das Wasser verdunstet war. Von weit weg rief ich: ´Ist noch was drin?` Er steckte seinen Zeigefinger in den Bauch: ´Jaaa, hast noch Zeit.`“
Joachim ist ein leicht reizbares, zorniges Kind. Es ist schonungslos, wie es auch dies immer wieder schildert.
„Ich wurde von sehr unterschiedlichen, sich wandelnden Arten von Zornattacken heimgesucht. Eine war unmittelbar, hatte einen konkreten Auslöser und folgte der Kränkung auf dem Fuß. Doch mit der Zeit nahm die Frequenz dieser Anfälle ab. Der Zorn hatte sich tief in mich hineingefressen, war nicht mehr für alle sichtbar, aber unter der Oberfläche immer noch da (…), er hatte etwas Chronisches bekommen.“
Meyerhoff schildert diese Zornausbrüche immer wieder, sie sind nachvollziehbar – ebenso wie die Hilflosigkeit derer, die sie mitbekommen. Auch ist er ständig in Bewegung, voller Unruhe. „Ich wäre so gerne ein dicker und behäbiger Mann wie mein Vater gewesen, ein Bildungs-Buddha, aber ich war ein spindeldürrer Hochdruck-Zappler.“
„Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war“ liest sich wie eine Sammlung von Kurzgeschichten. Ich bin kein Fan von Kurzgeschichten, da diese Episoden aber eingewoben sind in die größere (Lebens-)Erzählung, stört mich das hier kaum. Manche Geschichten sind unsagbar komisch, manche skurril, andere unendlich traurig. Meyerhoff erzeugt Bilder im Kopf, die mich auch nach dem Lesen nicht so schnell loslassen, etwa, wie Joachim, seine Mutter und die Tierärztin den soeben eingeschläferten, geliebten Hund zum Auto bringen. „Wie ein Schlachtvieh trugen wir unseren Hund über den Gehweg.“ Auch hier wieder: schonungslos.
Der Leser lebt mit Meyerhoff in dem Haus auf dem Psychiatriegelände, lebt mit ihm und seiner Familie. Es ist keine ganz normale Kindheit und irgendwie doch. Gefühle und Missverständnisse, die jeder als Kind erfahren hat, versetzen einen beim Lesen selbst zurück.
Der dritte Band liegt schon bereit 🙂