“Verschwörungstheorien haben (…) eine gewisse intellektuelle Sexyness. Weil sie an diese grundlegende menschliche Sehnsucht nach Wahrheit und Echtheit anknüpfen. Sie machen attraktive Vorschläge zur Erklärung der Wirklichkeit. Vorschläge, die oft nicht viel mit der Realität zu tun haben, die sich aber ziemlich wahr anfühlen.“
Auf 200 Seiten dröselt Skudlarek – in viel Theorie, die er mit einfachen Beispielen versucht, praktisch zu erläutern – die Gründe für die Attraktivität von Verschwörungserzählungen auf. Das ist eingangs aufschlussreich und zum Teil unterhaltsam, wird gegen Ende jedoch langatmig und zäh.
Was letztendlich in Erinnerung bleibt sind nicht die diversen theoretischen Schlussfolgerungen, die Skudlarek zieht (um dann doch mit einem „Ende ohne letzte Wahrheit“ zu schließen), sondern der Blick auf diverse Studien zur Frage, warum Menschen an Verschwörungserzählungen glauben. Kontrollverlust, der Wunsch nach Einzigartigkeit und Radikalität können eine Person anfällig machen.
“Vom Gefühl, selbst keine Kontrolle zu haben, ist es kein weiter Weg zum Gedanken: Jemand anders hat die Kontrolle aber. Und zum dritten Schritt: Die haben Kontrolle über uns. Wer? Die im Hintergrund. Ohnmacht heißt nämlich nicht, dass niemand Macht hat. Ohnmacht heißt, dass nicht ich die Macht habe, sondern jemand anderes. Es ist die subjektive Ohnmacht, die zählt.“
Alles in allem ist „Wahrheit“ und Verschwörung“ sicher ein interessantes Buch für jemanden, der sich noch nie mit der Thematik beschäftigt hat. Mir persönlich war es zu langatmig; und am Ende wollten die gewonnenen Erkenntnisse aufgrund ihrer allzu theoretischen Grundlagen auch nicht lange in Erinnerung bleiben.