Während die Welt schlief

Susan Abulhawa

Seiten: 426
Verlag: Diana Verlag
Erscheinungsjahr: 2011
ISBN-Nummer: 978-3-453-35662-7

Der Nahost-Konflikt aus der palästinensischen Perspektive erzählt, jedoch nicht der Sicht der Aktivisten, sondern der Familien, der Kinder und späteren Erwachsenen - die früher oder später doch auch zu Aktivisten werden.

Amal wächst im Flüchtlingslager Jenin auf. Ihre Großeltern waren Jahre zuvor aus dem Familiengrund vertrieben worden.

„Von den Hügeln aus konnten die Dorfbewohner von Ein Hod auf ihre Häuser zurückblicken, zu denen sie niemals zurückkehren würden. So kam es, dass Ein Hod achthundert Jahre nachdem ein General aus Saladins Armee es 1189 gegründet hatte, von Palästinensern ´gesäubertˋ wurde. Yahya versuchte zu berechnen, wie viele Generationen in diesem Dorf gelebt hatten und gestorben waren, und kam auf vierzig. (…) Vierzig Generationen Geburten und Begräbnisse, Hochzeiten und Tänze, Gebete und verschrammte Knie.“

Auf der Flucht wird einer der Söhne der Familie, Amals älterer Bruder, von einem israelischen Soldaten geraubt; der Junge wächst als David auf und wird ebenfalls Soldat. Eine Narbe aus seiner Kindheit aber sorgt dafür, dass er seine palästinensischen Wurzeln – und seine Schwester – wiederfindet.

Das klingt schmalziger als es sich liest. Susan Abulhawa erzählt die Leben von vier Generationen einer Familie, und erschließt dem Leser Hintergründe des Nahost-Konflikts, ohne ihn auf ihre Seite zu ziehen.

“David sprach mit sichtlicher Zuneigung von Jolanta. (…) Sie war erst siebzehn gewesen, geschwächt und verängstigt, als die Alliierten sie aus dem Konzentrationslager befreit hatten. Ihre ganze Familie war im  Holocaust umgebracht worden. Es war wirklich eine bittere Ironie, dass Mama, die David geboren hatte, ebenfalls ein Massaker überlebte, dem beinahe ihre ganze Familie zum Opfer gefallen war. Und das letztere Ereignis war wegen des ersteren geschehen.“

Ein Leben im Flüchtlingslager, das durch besonderen Fleiß über ein Stipendium in die USA führt, um zurück ins Flüchtlingslager zu kommen – Amals Geschichte ist lesenswert. Und liefert anschaulich Beispiele, warum es in diesem Konflikt so unfassbar schwierig ist, Frieden zu schaffen – und zu bewahren.

Ausgewählte Bücher:

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22 Bahnen


Caroline Wahl
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Moby-Dick


Herman Melville
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Menschenwerk


Han Kang