The Captain and the Glory

Dave Eggers

Seiten: 114
Verlag: Penguin Random House
Erscheinungsjahr: 2019
ISBN-Nummer: 978-0-241-44595-2

Deutscher Titel: „Der größte Kapitän aller Zeiten“

Und da kann es ja wohl nur einen geben: Den Mann mit der gelben Feder am Kopf. Er hat noch nie ein Schiff gesteuert, er mag Schiffe nicht einmal, aber er will Kapitän werden. Und wird es – denn was kann ein besserer Beleg dafür sein, dass jeder auf diesem Schiff etwas werden kann, wirklich jeder?!

Dennoch ist nicht jeder auf dem Schiff von dieser Wahl – und ihrem Ergebnis – begeistert, waren es doch stets großartige Kapitäne, die die „Glory“ durch die Höhen und Tiefen des Meeres steuerten. Doch die Anhänger des Kapitäns tun alles, um ihm zu huldigen: die „Most Foul“, wie sie sich nennen, verkleiden sich sogar als Federvieh und geben dem Kapitän eine Parade. Dem gefällt das ungemein.

Trotzdem wird dem Kapitän schnell langweilig. Er hat in der Mensa eine Wegwisch-Tafel entdeckt, und nun schreibt er jeden Morgen seine Nachrichten an die Passagiere des Schiffs darauf, Botschaften, die ihm nächtens von einer Stimme aus dem Lüftungsschacht zugeflüstert werden. Doch im Kampf gegen die Langeweile reicht das allein nicht aus.

“Life on the ship settled into a kind of routine. In the morning, passengers would read the Captain‘s messages about spiders, his penis, and the enemies in the engine room, and afterward, the passengers would try to get on with the business of their day. Sometime around lunch, the Captain would grow bored and would streer the ship hard left and hard right, sending all objects and people not battened  down careening through the ship, bones and glass shattering against walls and  floors. Sometimes he would make announcements over the intercom, warning that he might start a war with another ship, and then, a few hours later, tell all the passengers on the Glory that he had changed his mind, or had been joking, or had never said anything like that in the first place.“

Dave Eggers hat eine wunderbare Satire über die „Regentschaft“ von Donald Trump in den USA geschrieben, mit einem skurrilen, leicht moralisch angehauchten Ende. Das macht Spaß zu lesen und lässt schmunzeln, wenngleich mit einem bitteren Beigeschmack – denn so übertrieben sind die satirischen Einlassungen gar nicht.

Wie in der Realität gibt es auch auf der Glory jene, die sich wundern, wie das alles bloß passieren konnte – die sich fragen: „Was ist mit unseren Mit-Passagieren nur los?“

“The Kindly Mutineers could not deduce what had happened to their shipmates. Either the Most Foul, with whom they peacefully hat shared the Glory for years – before they began calling themselves by this new name – had always been secretly bloodthirsty, Wartung for the opportunity to watch others die, or something about the Captain had created a hot crimson fever, had awoken a long-dormant contagion of ugliness and casual barbarism. The Kindly Mutineers had hope, however faint, that it was indeed a fever that had possessed their fellow passengers, and, like and fever, it would eventually break.“

Ich empfehle, das Buch im Original zu lesen. Die deutsche Version ist wortwörtlich übersetzt, wodurch eine Menge Sprachwitz verloren geht. So wird aus dem Pale One, den der Kapitän so sehr bewundert, schlicht „der Helle“ und der Men So Soft wird zum Sehr Weichen Mann.

Am Ende macht sich der Kapitän aus dem Staub, ohne irgendetwas jemals begriffen zu haben. Die Passagiere richten ihre Krönchen und machen weiter wie gehabt, scheinbar als wäre nichts gewesen. Ganz so glimpflich mag das echte Ende womöglich nicht ausgehen.

Ausgewählte Bücher:

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22 Bahnen


Caroline Wahl
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Moby-Dick


Herman Melville
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Menschenwerk


Han Kang