“Alle sprachen mit lauter, fester Stimme und machten einen gelösten Eindruck. Voller Kummer – er hatte es ja gewusst – spürte Henderson, wie sein Selbstvertrauen zu schwinden begann. (…) Er ließ den Blick über die schicken Leute an den Tischen schweifen. Pruitt begrüßte Bekannte mit lautem Hallo. Ich will so sein wie ihr alle, dachte Henderson, während er fühlte, wie ihm die Schultern herabfielen und die Brust einsank; ich will euer Selbstvertrauen haben und eure Zielstrebigkeit, eure Zähne und eure sonnengebräunte Haut, flehte er.“
Als Kunstexperte und Gutachter impressionistischer Gemälde wird Henderson nach New York geholt und dort von seiner Firma auf ein Anwesen im Süden geschickt. Die Erlebnisse dort – ein alter, freundlicher Mann, der sein Bilder verkaufen will, ein brutaler Sohn, der das verhindern will, seine zukünftige Stieftochter, die einfach mitgekommen ist – sind eine Verkettung widriger Umstände. Weil er nicht in der Lage ist, „Nein“ zu sagen und nach seinen eigenen Willen zu handeln, gerät er in Situationen, von denen sich der Leser wünscht, Henderson möge aus einem schlechten Traum erwachen.
Der kommt bei all dem seinem Traum vom „Amerikanisch-sein“ keinen Schritt näher.
“Seine ohnehin beträchtlichen Selbstzweifel, sein mangelndes Selbstvertrauen in die eigene Fähigkeiten waren in diesen letzten Tagen gewuchert wie ein Tumor. Er bekam allmählich das Gefühl, mit nichts mehr fertig werden zu können. Der Kampf zur Anpassung seiner Persönlichkeit an die neue Umgebung, zur Vermischung mit seiner erwählten Kultur wie Öl und Essig, fand einfach nicht statt. Diese Kultur war zu unnachgiebig; er und Amerika fanden einfach nicht zu der Harmonie, die er sich erhofft hatte.“
Bestes Beispiel: Im Aufzug drückt er den Knopf, um die Türen zu schließen. Sein Kollege Pruitt streckt den Arm in die sich schließende Tür, was Ölflecken an seinem Anzug verursacht. Am Ende schickt er Henderson die Rechnung – sowohl für die Reinigung als auch für einen neuen Anzug, weil die Flecken nicht rausgegangen sind.
Oder: An seinem Mietwagen, den er vor dem Anwesen im Süden geparkt hat, verschwindet erst ein Reifen, dann das Benzin, schließlich das ganze Auto. Der Reifen habe einen Platten gehabt, das Benzin werde ihm zurückgegeben, der Wagen in die Werkstatt gebracht. Wo ein normaler Mensch – egal ob Brite oder Amerikaner – längst gehandelt hätte, geht Henderson nun eben zu Fuß oder leiht sich einen Wagen der Familie, die ihm dies antut. Schwer zu ertragen.
Henderson findet schließlich jedoch einen Moment der absoluten Zufriedenheit.
“Natürlich, wurde sich Henderson plötzlich mit einem leisen Hochgefühl bewußt, sie halten mich für verrückt, für einen von diesen Bekloppten. Es war ein Moment wahrer Befreiung. Eine Offenbarung. Er fühlte alle Zwänge von Bildung und Erziehung von sich abfallen wie einen von den Schultern gleitenden Umhang.“
Eine Erlösung ist das aber nicht. Auch nicht für den Leser. Kein schönes Buch, kein angenehmes Lesen. Und deshalb gut und lesenswert!