Cassie ist zwar verlobt und soll Teil einer hinreißenden Familie werden, doch eigentlich schlägt sie sich gerade so durch. Ihre Kreditkarte ist ständig am Limit, sie hält sich mit einem Blog über Straftaten, bei denen vor allem Frauen die Opfer sind, über Wasser.
„I might be a dirty little cog in the true crime industry complex, but I still loved the genre. When it‘s done right, true crime tells us who we are, who we should fear, who we are always in danger of becoming. Under a careful investigative eye, someone opaque briefly becomes transparent. Even if what‘s revealed is ugly, it‘s true. And nothing is more beautiful than the truth.“
Dass Cassie das so formuliert ist insofern zweideutig, als dass sie selbst vor einer Wahrheit, ihrer Vergangenheit und Herkunft, davonläuft.
Im Zuge dieser „Recherchen“ stößt Cassie auch auf die Schlagzeile einer Lokalzeitung: Der Jahrestag des Verbrechens steht an, an dem der eine Ehemann den anderen erschoss.
Cassie sieht eine Chance, mehr zu schreiben als ihren Blog: der Frau mit den zwei Ehemännern eine Stimme zu geben. Und herauszufinden, was eigentlich geschah. Sie will ein Buch darüber schreiben.
Katie Gutierrez erzählt die Geschichte von Cassie und Lore in vier Ebenen: Einmal in der Jetzt-Zeit und einmal in der Zeit, als Lore ihren zweiten Mann kennenlernte, bis hin zu dem Verbrechen. In beiden Zeiten sind die beiden Frauen je eine Erzählperspektive. Dabei gelingt es Gutierrez, beiden Frauen, die gewissermaßen beide Opfer und Täterinnen sind, eine Stimme zu geben.
“Lore feels a slow crumble in her chest. He deserves better than what she is doing. If they continue, she is going to hurt him. She is going to hurt everyone. She feels this, the way a dormant volcano must sense its own potential for destruction. Though right now, the heat is a smolder, contained. She can control it. She will control it.“
„More than you‘ll ever know“ hat zwei Spannungsbögen: Einmal die Geschichte von Lore: Wie kam es dazu, dass sie mit zwei Männern verheiratet war? Und zum anderen die Frage, was tatsächlich geschah, als einer der beiden ums Leben kam.
Cassie wird nicht nur zur Biografin, sondern auch zur Ermittlerin. Das ist routiniert erzählt, liest sich gut und ist kurzweilig. Sicher kein „must-read“, aber eine nette Lektüre für zwischendurch.