Im Freibad

Libby Page

Seiten: 378
Verlag: Ullstein
Erscheinungsjahr: 2019
ISBN-Nummer: 978-3-548-29041-6

Dieses Buch geriet im Rahmen eines Büchertauschs zu mir, eine Art Kettenbrief: Verschicke selbst eines Deiner liebsten Bücher, setz Deine Adresse auf die Liste und am Ende bekommst Du gaaanz viele Bücher. Immerhin zwei waren es, dieses eben eines davon. Interessant, weil ich es mir nie gekauft hätte. Es ist anrührend, für mich aber eher ein Jugendbuch. 

Kate lebt seit einem Jahr in Brixton, einem Stadtteil von London. Sie ist Journalistin, leidet unter Panikattacken und hat mit niemandem aus ihrer WG näheren Kontakt. Die Abende verbringt sie allein mit Tiefkühlkost.

Ihr Leben ändert sich, als sie über die Schließung des örtlichen Freibad schreiben soll.

„`Rettet unser Freibad!` steht in großen, handgeschriebenen Buchstaben auf dem Flugblatt. Sie liest den Text im Innenteil: `Unser Freibad, das im Jahr 1937 eröffnet wurde, ist in Gefahr. Die Stadtverwaltung hat mitgeteilt, dass die Haushaltslage angespannt ist. Nun liegt ein Angebot der Immobilienfirma Paradise Living vor, die unser geliebtes Freibad in ein privates Fitnessstudio umbauen will. Wollen wir das zulassen? Wenn Sie unsere Kampagne unterstützen möchten, wenden Sie sich bitte an die Mitarbeiter des Brockwell-Freibads.'“

So landet Kate bei Rosemary, die ihr ganzes Leben in diesem Freibad verbracht hat. Rosemary ist 86 Jahre alt, sie war hier schon als Kind schwimmen, später mit ihrem Mann George, und auch heute noch fühlt sie sich in dem kalten Wasser leicht und erfrischt und vergisst ihre schmerzenden Knie.

„Sie denkt an das Freibad und daran, wie George mit seinem Kopfsprung die Wasseroberfläche teilte. Sie hat furchtbare Angst davor, eines Tages aufzuwachen und sich verloren zu fühlen, weil all die Orte, die sie uns George geliebt haben, verschwunden sind.“

Für Kate wird es bald mehr als nur eine berufliche Angelegenheit. Denn Rosemary will ihr erst ein Interview geben, wenn sie selbst in dem Becken geschwommen ist. Es wird der erste Schritt – oder besser gesagt: Schwimmzug – raus aus ihrem alten Leben.

Die beiden Frauen freunden sich an – und beginnen, sich gemeinsam für den Erhalt des Freibads stark zu machen. Und Kate geht nun selbst jeden Tag schwimmen.

Libby Page gelingt es, die Vielfalt der Menschen im Freibad und deren unterschiedliche Motivationen, dorthin zu gehen, darzustellen. Sie zeichnet nach, wie durch ein gemeinsames Ziel eine wunderschöne Freundschaft entstehen kann. Die Charaktere – auch die vielen Mitstreitenden – sind durchweg sympathisch.

Und doch mutet „Im Freibad“ für mich an wie ein Jugendbuch. Die Sprache ist einfach, mir oft zu blumig. Immer wieder wird das herrlich blaue Wasser beschworen, das „einladend in der Morgensonne“ blitzt, um im nächsten Satz zu „glänzen“, es ist einfach, wiederum im nächsten Satz, „verlockend“.

Auch einige Logikfehler – oder zumindest missverständliche Formulierungen – haben sich eingeschlichen. Erst ist das Becken hinter ihnen leer. „Es hat seine letzten Schwimmer empfangen und ist geräumt worden, damit Geräte und Vorrichtungen abgebaut werden können.“ Eine halbe Seite später liegt das Wasser „still und blau“ da. In meinem Kopf gab es kein Wasser mehr im Becken …

Und wenn Kates ganzer Körper „von Wärme erfüllt“ ist und sie sich „wie ein Gasballon“ fühlt, „als könnte sie jeden Moment davonschweben“, und ihr Körper sich anfühlt, als wäre er „randvoll mit Licht“, dann ist mir persönlich das too much.

Was allerdings bleibt, ist die Lust mal wieder schwimmen zu gehen. Und das Bewusstsein, dass es auch im echten Leben nicht schlecht wäre, solche kommunalen Einrichtungen stärker zu unterstützen.

„Als Kate in das erschreckend kalte Wasser gleitet, denkt sie an das beruhigende Lächeln ihrer Schwester und dieses Gefühl von damals, als würde sie fliegen. Von der Kälte macht ihr Herz einen Sprung. Sie kann sie in ihrem Blut, in ihren Zehen, in ihren Brustwarzen spüren. Sie jault auf und duckt sich unter die Wasseroberfläche. Wasser umspült sie, und dann ist da Stille.“

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