Im Zentrum stehen die Redaktion der „Pariser Nachrichten“ sowie der Komponist Sepp Trautwein. Er wird Teil der Redaktion, als ein Kollege von den Nazis verschleppt wird. Seine Musik lässt er quasi ruhen, um für die Freilassung des Kollegen zu kämpfen, den er eigentlich nur fünf Tage vertreten sollte. Daraus werden sieben Monate – gegen den Willen seiner Frau Anna.
“´Der Kampf gegen die Nazi ist eine gute Sache, zugegeben, und es ist deine Sache. Aber dass Du aus Deutschland fortgegangen bist und alles hingeworfen hast, damit hast Du deutlich genug demonstriert. Du hast wahrhaftig das Deine getan. Du brauchst Dich nicht auch noch in deinem Winkelblatt vergraben.` Mit seiner Vernunft musste Sepp ihr recht geben. Was ihn in seinem Innersten bedrängte, diese wilde Sehnsucht, Friedrich Benjamin zu helfen, davon konnte er ihr nichts sagen; beinahe schämte er sich der unbegreiflichen Heftigkeit des Gefühls. ´Schau mal her, Alte`, deutete er ihr vorsichtig an,´da ist zum Beispiel dieser Fall Benjamin. Den möchte ich mir von Herzen schreiben. Ich habe da nämlich einiges zu sagen.`“
Feuchtwanger erzählt „Exil“ aus mehreren Sichtweisen; der Leser erfährt immer auch die Gemütslage des Gegenübers der Hauptpersonen – und schafft damit Verständnis für beide Positionen. Warum Sepp den Redakteur Benjamin retten möchte. Warum Anna ihn lieber bei seiner Musik wissen will. Warum der Verleger Wiesener sich auf die Seite der Nazis schlägt – und dafür die „Pariser Nachrichten“ nutzen will. Warum dessen Geliebte mit jüdischen Wurzeln dennoch lange nicht von ihm loskommt.
Alles scheint ineinander verwoben zu sein, jede Aktion bedingt die andere. Feuchtwanger, der selbst den Kommunismus unterstützte, schildert die einzelnen Schicksale, das Leben fern der Heimat, eindrücklich. Dabei werden auch Parallelen zur Gegenwart deutlich, zur Situation heutiger Geflüchteter.
“Man erlaubte ihnen nicht zu arbeiten, kaum zu atmen. Man verlangte ´Papiere` von ihnen, Ausweise. Die hatten sie nicht, oder was sie hatten, genügte nicht. Manche waren geflohen, ohne Papiere mitnehmen zu können, die Pässe der meisten liefen ab und wurden von den Behörden des Dritten Reichs nicht erneuert. (…) Das war manchen Ländern ein gelegener Vorwand, sie abzuschieben.“
Obwohl die Realität keinen Anlass dafür liefert kommt das Buch zu einem versöhnlichen Schluss, ungeschönt, aber tröstlich. Sehr lesenswert!