“Amerika“, Band 1 der Geschichte, beginnt nicht am Anfang. Joachim, der in der Ich-Form erzählt, geht auf Schüleraustausch in die USA. Er neigt zu gewaltigen Zornes-Ausbrüchen, ist gleichzeitig aber recht gleichmütig, blickt staunend auf die Welt und stellt sich philosophische Fragen wie: „Warum sanken einige der getöteten Kampffische zum Grund und warum trieben andere an der Oberfläche? Wen machte der Tod leicht und wen schwer?“
“Ich selbst hatte das verwirrende Gefühl, jeden Tag bestimmt hundertmal vom Kind zum jungen Mann und mit Überschallgeschwindigkeit wieder zum Kind zurückkatapultiert zu werden. Wenn ich mich gut eingeschlossen im Badezimmer im Spiegel musterte, sprach schon einiges für einen Mann. Es sprach aber auch noch so einiges dagegen. (…) Nichts Markantes! Kein Grübchen im Kinn. Keine gut sichtbar malmenden Kieferknochen. Anstelle eines Charakterkopfes hatte ich unter den wuscheligen blonden Locken ein ovales, dicklippiges Kindergesicht. (…) Besonders mein Blick gefiel mir nicht. Ein leicht dümmliches Erstauntsein vermochte ich daraus einfach nicht zu verbannen. Ich wollte endlich lernen, so zu gucken, als hätte ich ein Geheimnis, und nicht, als wäre mir die Welt eines. So, als wäre ich voller Rätsel und nicht die Welt ein riesengroßes.“
Wie Meyerhoff seinen USA-Aufenthalt erzählt, allein die Bewerbung dafür, die viele taktische Klimmzüge erforderte und ihn tatsächlich in die Provinz von Wyoming bringt anstatt in die pulsierende Großstadt, wie er während dieses Jahres einen Schicksalsschlag erleidet und dank des Fernseins eher verdrängt als überwindet, wie er aus allem stets das Beste macht – und vor allem: wie er all dies erzählt, das lässt den Leser unmittelbar dabei sein. Den Austausch mit-erleben und beim Abschied mit-traurig sein. Jede Person und jedes Tier wachsen einem ans Herz.
Und da dies auch und vor allem für den Erzähler gilt, hab ich schon mit Band 2 angefangen – und der nächste liegt bereits parat 🙂