Ich mag Bücher, die eine Was-wäre-wenn-Geschichte erzählen. Die Mandibles leben in der Zukunft, und zwar in einer desolaten. Der Dollar hat an Wert verloren, die Maßnahmen, inklusive neuer Währung, die der mexikanisch-stämmige US-Präsident einführt, enteignen die Bürger. Die einst wohlhabende Familie verliert alles.
Shriver zeichnet die Folgen auf, die die Globalisierung haben kann, und die Reaktionen darauf. Wasser ist das höchste Gut, Nahrungsmittel sind unbezahlbar. Dass Menschen kriminell werden, um am Leben zu bleiben, wird nachvollziehbar.
Wie bei „A super sad true Love Story“ von Gary Shtyngart ist es das Setting, das mir an diesem Buch gefällt; die durchaus realistische Darstellung einer Zukunft, wie sie in einigen Jahren sein könnte – gleich einem erhobenen Zeigefinger in Romanform.
So liest sich das Buch aber zum Glück nicht.
Die Charaktere mögen auf den zweiten Blick klischeehaft erscheinen – der regierungstreue Beamte, der zielstrebige Jugendliche, der verpeilte Professor. Aber jeder ist – auch dank wechselnder Perspektiven – nachvollziehbar in seinem Handeln und seiner Verzweiflung.
Das Ende ist mir zu amerikanisch; so hätte ich es in der Verfilmung des Buchs erwartet, ohne dass es im Buch hätte vorkommen müssen (Hollywood schreibt ja gern mal die Geschichte massentauglich ins Kitschige um, wie z.B. bei „Der Pferdeflüsterer“ geschehen). Auch manche Dialoge über die wirtschaftlichen Zusammenhänge waren mir zu langatmig; das allerdings könnte daran liegen, dass ich in der englischen Version der Argumentation nicht immer folgen konnte. Insgesamt 3,5 von 5 Sternen, mit Tendenz zu mehr, hätte ich es auf deutsch gelesen – und ohne arbeitsbedingte Lesepausen.