„Warum, verdammt noch mal, wurde ein Kind für tot erklärt, um es dann zur Adoption freizugeben? Katrin und ich hatten nie Probleme mit der Staatssicherheit gehabt – aus welchem Grund hätte man uns also so etwas antun sollen?“
Damit ist die Handlung des Buchs umrissen: Es ist ein unfassbares Kapitel der DDR-Geschichte: Kinder, die nach der Geburt von ihren Eltern getrennt wurden. Denen wurde gesagt, ihr Kind sei direkt nach der Geburt gestorben. Katrin kann das nicht glauben.
“Was ich Anne nicht erzählte, war die herbe Wut, die ich jedes Mal empfand, wenn Katrin wieder anfing, dass er noch lebe, dass sie dies einfach wisse, immerhin habe sie ihn mehr als neun Monate in sich getragen und alles, wirklich alles, habe sich richtig und gut angefühlt. Ausnahmslos alles, wovon Katrin sprach, galt diesem Verdacht, der in meinen Augen damals nichts anderes war als der aussichtslose Versuch, sich einer schmerzhaften Realität zu verweigern.“
Der Ich-Erzähler Hans reflektiert sein damaliges Verhalten, das schließlich zur Trennung von seiner Frau führt. Seine Lebensgefährtin Anne weiß, was passiert ist, und erwartet Hans eines Tages mit einer überraschenden Nachricht.
Trotz dieser Thematik gelingt es Matthias Jügler, kein schweres, deprimierendes Buch zu schreiben. „Maifliegenzeit“ ist nachdenklich, rückblickend – und sogar zuversichtlich. Denn Jügler bringt den Leser nicht nur diese Geschehnisse in der DDR näher, sondern macht ihn auch mit dem Angeln vertraut.
„Maifliegenzeit“ ist ein kleines, feines Büchlein, nachvollziehbar erzählt. Ich habe es gerne gelesen!
“Jedes Jahr um Pfingsten herum beginnt am Oberlauf der Unstrut die Maifliegenzeit. Dass die Ufer der Flusses währenddessen nicht massenhaft von Schaulustigen bevölkert werden, ist mir ein Rätsel: Hunderte, vermutlich sogar Tausende Maifliegenzeit schwirren über die Wasseroberfläche durch die Luft. Was wie ein wilder Tanz aussieht, ein permanentes Auf und Ab dieser zwei Zentimeter langen Insektenkörper, ist der krönende Abschluss eines Lebens, das zum allergrößten Teil im Verborgenen stattfindet.“