Klondike

James A. Michener

Seiten: 294
Verlag: Bastei-Lübbe Taschenbuch
Erscheinungsjahr: 1988

Tief im Yukon Territorium auf einer einsamen Insel sitzend war dieses Buch die passende Lektüre:

Im Jahr 1897, der Goldrausch am Klondike ist in vollem Gange, macht sich eine Expedition aus fünf Männern – vier Briten und ein Ire – von England aus auf den beschwerlichen Weg zu den Goldfeldern. Das Ziel von Lord Luton, dem Leiter der Expedition, ist dabei weniger, Gold zu schürfen und reich zu werden, sondern Dawson City ausschließlich über Gebiete des British Empire zu erreichen. Der Weg über Alaska, den die meisten Goldsucher nehmen, scheidet damit aus, stattdessen führt die Route von Edmonton aus über den McKenzie River von Osten kommend über die Rocky Mountains.

„Etwa zur gleichen Zeit verließen drei Österreicher die Stadt über den Landweg, ebenso ein Zahnarzt aus Salt Lake City und drei Begleiter. Wenig später machten sich auch ein Franzose, ein Norweger, zwei Deutsche und etwa fünfzig Männer und Frauen aus den unterschiedlichsten Landstrichen der Vereinigten Staaten sowie unzählige Kanadier und zwei weitere englische Mannschaften auf den Weg. Keiner dieser Glücksritter, die der Landroute folgten, kamen auch nur in die Nähe des Klondike. „

Lord Luton, dem britischen Adel entstammend, ist zunächst ein rechter Unsympath. Alles andersartige, vor allem Menschen aus anderen Nationen jenseits des Empire, lehnt er ab. Aber er hat Prinzipien und einen Sinn für Regeln und Gerechtigkeit; beides beeinflusst die Expedition enorm. Ohne seine Vorgaben, wie sich jeder der fünf Männer zu verhalten habe, wäre die knapp zwei Jahre dauernde „Reise“ schon früh dem Untergang geweiht gewesen. Ohne sein Beharren auf den Ursprungsgedanken, nur auf kanadischen Strecken unterwegs zu sein, wäre der Erfolg rascher und ein größerer gewesen. Da Luton „Erfolg“ jedoch nur mit dem Erreichen seines selbstgesteckten Ziels gleichsetzt, gefährdet er sowohl die Mission selbst, als auch das Leben seiner Mitstreiter, die ihm treu ergeben sind.

„Klondike“ ist ein schnell zu lesendes Buch, das einen Eindruck des Wahnsinns vermittelt, der vor 120 Jahren während des Goldrauschs geherrscht hat. Es hat allerdings seine Schwächen. Zum einen ist es mehr als unrealistisch, dass fünf Männer auf engstem Raum über so einen langen Zeitraum ohne Konflikte zusammenleben. Auch, dass sich alle – sogar unter den widrigsten Bedingungen – an die auferlegten Regeln halten, ist arg konstruiert. Welche Ausrüstung die fünf dabei hatten – und vor allem: welche Vorräte – bleibt völlig im Unklaren. Der Leser wundert sich nach zwei Drittel des Buches allerdings, dass es überhaupt noch Vorräte gibt – wie viel muss das anfangs gewesen sein?? Zumal nicht geplant war, zwei Jahre unterwegs zu sein…

Bei der Schilderung des Angriff eines Moskito-Schwarms entsteht der Eindruck, das sei die bedrohlichste und lebensgefährlichste Situation der ganzen Expedition, während vieles andere, das wohl wirklich lebensbedrohlich war, kaum als solches geschildert wird. Allein, mit einem Schiff den McKenzie-River hinunterzufahren stelle ich mir nur halb so einfach und unter guter Laune vor, wie die fünf Herren es in der Schilderung erleben, und das Boot später durch Stromschnellen des kurz vor dem Gefrieren stehenden Peel River zu tragen – durch das Wasser wohlgemerkt – ohne eine einzige Erkältung davon zu tragen… Mmh.

Hier in der Hütte auf dem Hanson Lake tief in Kanada habe ich das gern gelesen. Ansonsten ist „Klondike“ nicht unbedingt ein Buch, das ich empfehlen würde, wenn man sich nicht explizit für eine Expedition vor dem Hintergrund des Goldrauschs in Kanada interessiert.

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