Drei Männer im Schnee

Erich Kästner

Seiten: 234
Verlag: dtv
Erscheinungsjahr: 1934
ISBN-Nummer: 978-3-423-11008-2

Und wieder ein Buch, das im Lesekreis auf einem Zettelchen stand, das gezogen wurde - und das ich vermutlich sonst eher nicht gelesen hätte. Da hätte ich aber was verpasst!

Bekannt ist den meisten vermutlich der Film „Drei Männer im Schnee“, und tatsächlich liest sich das Buch ein wenig, als sei der Film schon darin angelegt. Irgendwie spielen sich die Szenen stärker als bei anderen Büchern vor dem inneren Auge ab. Was aber der Erzählung keinen Abbruch tut. Erich Kästner hat hier 1934 eine unterhaltsame Verwechslungskomödie geschrieben.

Geheimrat Tobler möchte gern mal behandelt werden wie ein „ganz normaler“ Mensch und nicht immer als der Millionär, der er ist. Da trifft es sich gut, dass er beim Preisausschreiben seines eigenen Unternehmens den zweiten Preis gewinnt.

„`Worin besteht denn dieser zweite Preis?´ fragte Hilde. Johann gab hustend Auskunft. `Zehn Tage Aufenthalt im Grandhotel Bruckbeuren. Hin- und Rückfahrt 2. Klasse.´ `Ich ahne Fürchterliches`, sagte Hilde. `Du willst als Schulze auftreten.´

Der Gemeinrat rieb sich die Hände. `Erraten! Ich reise diesmal nicht als der Millionär Tobler, sondern als ein armer Teufel namens Schulze. Endlich einmal etwas anderes. Endlich einmal ohne den üblichen Zinnober.´Er war begeistert. `Ich hab ja fast vergessen, wie die Menschen in Wirklichkeit sind. Ich will das Glashaus demolieren, in dem ich sitze.´“

Tochter Hilde hält das für keine gute Idee. Wie soll ihr Vater nur ohne die Annehmlichkeiten auskommen, an die er sich so gewöhnt hat? Anonym ruft sie im Hotel an.

“`Dieser Gast wird Ihnen leider Kopfschmerzen verursachen. Er tritt als armer Mann auf, obwohl er Millionär ist. (…) Es ist eine Marotte von ihm´, sagte Hilde, `Er will die Menschen studieren. Er will ihre Moral auf Herz und Nieren prüfen. (…) Er muss sich davon überzeugen, daß man ihn für einen armen Teufel hält und trotzdem behandelt, wie er‘s gewöhnt ist.´ (…)

Der Direktor sagte, das werde sich schon machen lassen. Er fragt dann noch, ob der geheimnisvolle Gast Gepflogenheiten habe, die man auf dezente Weise berücksichtigen kann. (…) `Er lässt sich jeden zweiten Tag massieren. Er sammelt Briefmarken. Abends muss ein warmer Ziegelstein in seinem Bett liegen. Am liebsten ißt er Nudeln mit Rindfleisch oder andere Hausmannskost. (…) Haben Sie siamesische Katzen?´fragt Hilde `Nein? Besorgen Sie ihm einige! Für sein Zimmer. Ich überweise Ihnen morgen tausend Mark.´“

Zeitgleich mit Tobler trifft der Gewinner des Preisausschreibens ein, Fritz Hagedorn. Er ist tatsächlich ein armer Schlucker, arbeitslos und bei seiner Mutter lebend, aber ein herzensguter Mensch. Natürlich ist er verwundert, wieso auf seinem Zimmer drei junge siamesische Kätzchen auf ihn warten und von den Massagen ist er auch nicht so begeistert.

Aber er freut sich, die Bekanntschaft eines gewissen Eduard Schulze zu machen, der ebenfalls das Preisausschreiben gewonnen hat, aber nur eine kleine, unbeheizte Dienstmädchenkammer unter dem Dach zugewiesen bekommt. Ihn, der abgerissen daher kommt und offentlichlich nicht in diese feinen Kreise gehört, will das Hotel schnellstens wieder hinausekeln.

Der dritte im Bunde ist Toblers Diener Johann. Er soll als reicher Mann verkleidet inkognito mitkommen, um ein Auge auf Tobler zu haben. So gut er kann, sorgt er für seinen Arbeitgeber, dem er treu ergeben ist, und freundet sich ebenfalls mit Hagedorn an. Und er berichterstattet nach Hause, was geschehen ist: eine Verwechslung, die auf für den Leser amüsante Weise ihren Lauf nimmt.

Auch wenn die Geschichte weitgehend absehbar ist, ist „Drei Männer im Schnee“ auf keine Seite langweilig. Kästners verschmitzte Erzählweise, die er auch seinem Protagonisten Tobler zugeschrieben hat, macht das Bändlein zu einem rundum gelungenen Werk, herrlich runterzulesen. Eine feine Lektüre für Zwischendurch!

Ausgewählte Bücher:

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Drei Männer im Schnee


Erich Kästner
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Das Geschenk


Gaea Schoeters