Der Sumpf

John Katzenbach

Seiten: 715
Verlag: Knaur
Erscheinungsjahr: 1993
ISBN-Nummer: 978-3-426-51341-5

Selten habe ich ein Buch gelesen, das auf 700 Seiten so nichtssagend und vorhersehbar ist. Schade.

Ich lese ja ab und zu recht gerne Krimis, No-Brainer, die der Erholung zuträglich sind und das Hirn nicht zu sehr fordern. Aber ein bißchen intelligent dürfen sie schon sein, ein paar überraschende Wendungen haben, ein unerwartetes Ende. Nichts davon hat dieses Buch zu bieten.

Ein Mann sitzt im Todestrakt in Florida, er soll ein kleines Mädchen gequält und getötet haben. Bevor er auf den elektrischen Stuhl gesetzt wird schreibt er einem Journalisten, dass er unschuldig sei. Der springt drauf an, wittert eine Story und besucht den Mann im Gefängnis.

“Sein erster Eindruck von dem Gefangenen war der eines jungen Mannes etwa Mitte zwanzig, knapp unter eins achtzig groß, mit jungenhaft zartem Körperbau. Der feste Handschlag zeugte jedoch von einer drahtigen Kraft, die sein Erscheinungsbild nicht auf den ersten Blick verriet. (…) Er hatte kurzes Haar und dunkle Haut, dazu wache, scharf beobachtende Augen. Matthew Cowart hatte das Gefühl, dass sein Gegenüber ihn binnen Sekunden taxiert und eingeordnet hatte.“

Weil die Polizisten damals das Geständnis aus dem Mann herausgeprügelt hatten und es sonst keine Indizien dafür gab, dass er wirklich der Täter war, wird Ferguson in einem zweiten Prozess freigesprochen. Cowart bekommt für seine Reportage, die zu dieser Freilassung maßgeblich beigetragen hat, den Pulitzer Preis (drunter macht der Autor Katzenbach es nicht). Bis dahin hat man das halbe Buch gelesen und wusste jederzeit im Voraus, was geschehen wird.

Eine zentrale Figur ist Blair Sullivan, der eine Zeit lang in Fergusons Nachbarzelle saß und der statt seiner den Mord begangen haben soll. Bevor die Todesstrafe vollstreckt wird legt er dem Journalisten eine Art Generalgeständnis ab.

„Er starrte Cowart an. ´Die schöne kleine Joanie Shriver. Die makellose kleine Joanie.`

´Nummer vierzig`, sagte Cowart.

Blair Sullivan schüttelte den Kopf. ´Nein`.

´Ich verstehe nicht.`

Er lächelte. ´Ich habe sie nicht umgebracht.  (…) Alle anderen gehen auf mein Konto, aber die Kleine nicht.`“

Der Pulitzer-Preisträger gerät in Bedrängnis – und versucht, alles wieder gut zu machen, irgendwie.

Leider sind auch die folgenden 350 Seiten so vorhersehbar wie der erste Teil des Buchs. Das einzige, was man dem Autor zugute halten kann ist, dass er trotz der Vorhersehbarkeit keine Längen produziert; die 700 Seiten lesen sich rasch runter. Was angesichts des anspruchslosen Inhalts nun auch keine Kunst ist. Schade um die Zeit.

 

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